
Sehr, sehr, sehr viel Geld
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Meine Kollegin Meike Laaff hat mich in dieser Woche auf eine Band aufmerksam gemacht, die ich noch nicht kannte: The Velvet Sundown. Die Rockband hat kürzlich zwei Alben auf Spotify veröffentlicht. Hunderttausende streamen seitdem Lieder wie Dust on the Wind und Drift Beyond the Flame. Schnell kursierte im Netz die Vermutung, dass die Musik nicht von einer etwas melancholischen Rockband stammt, sondern KI-generiert ist. Als Fan von in die Jahre gekommenen Rockbands habe ich mir das Œuvre der Newcomer sofort angehört. Leider muss ich konstatieren: Egal ob KI-generiert oder nicht, die Musik ist strunzlangweilig. Dann doch lieber The Velvet Underground.
Das müssen Sie wissen: Meta wirft seine KI-Strategie um – mit sehr, sehr, sehr viel Geld
Welches Gehalt würde Sie zu einem Jobwechsel bewegen? 40.000 Euro im Jahr? 70.000? 280.000? 1,3 Millionen? Sollten Sie KI-Expertise haben und ein Jobangebot von Meta erhalten, sollten Sie womöglich noch mal nachverhandeln. Denn die Firma von Mark Zuckerberg wirbt Berichten zufolge der Konkurrenz gerade mit unvorstellbaren Summen ihre Mitarbeiter ab. 300 Millionen Dollar sollen es für vier Jahre sein, heißt es zum Beispiel bei Wired, für das erste Jahr sollen es 100 Millionen inklusive Aktienoptionen sein. Eine Zahl, die OpenAI-Chef Sam Altman kürzlich auch in einem Podcast kolportierte.
Meta selbst hat die dreistelligen Millionengehälter intern als Lüge bezeichnet. Es ginge nur um einige wenige Führungspositionen, die einen besonderen Bonus verlangten. Doch auch, wenn es etwas weniger sein sollte, verraten die exorbitanten Gehaltsangebote nicht nur, dass dem Silicon Valley im KI-Rennen langsam das Maß abhandenkommt. Sondern auch, dass Metas Ansehen mittlerweile so angeschlagen ist, dass man interessante Leute nur noch mit viel Geld von einer Anheuerung überzeugen kann.
Hinter all diesen netten boulevardesken Details steckt ein interessanter Strategiewechsel, wie mein Kollege Jakob von Lindern analysiert hat. Denn die neuen teuren Mitarbeiter will Mark Zuckerberg für sein neues Superintelligence Lab. Damit steigt er in das KI-Rennen um eine (vermeintliche) Superintelligenz ein.
Darüber sollten Sie nachdenken: Kann künstliche Intelligenz bald unsere Entscheidungen vorhersagen?
Es ist eine Meldung, die aufhorchen lässt: Forscherinnen und Forscher haben ein Sprachmodell entwickelt, das menschliches Verhalten vorhersagen können soll. Centaur basiert auf Metas offen verfügbarem Modell Llama 3.1 70B. Darin haben die Experten Daten aus 160 psychologischen Experimenten mit mehr als 60.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einfließen lassen.
Centaur konnte vorhersagen, wie sich Menschen in Situationen entscheiden würden, mit denen sie in den Studien konfrontiert wurden. Zum Beispiel: Welche Felder auf einem Raster mit verdeckten Zahlen decken Menschen in welcher Reihenfolge auf, wenn sie beauftragt werden, die Felder mit den höchsten Werten zu finden? Und sogar, wenn die Forscher die Experimente abwandelten, konnte das Modell noch gut vorhersagen, wie sich Menschen darin verhalten würden.
Wer nun an Minority Report denkt, dem sei versichert: Mit dem Modell wollen die Forscherinnen lediglich besser verstehen, wie Menschen Informationen verarbeiten und wie die menschliche Wahrnehmung funktioniert. Es soll bei psychologischen Experimenten helfen, nicht dabei, Kriminalfälle in der Zukunft lösen. (Jedenfalls noch nicht.)
Die Frage, ob man den Menschen je so vermessen kann, dass man sein Verhalten komplett vorhersagen kann, lässt sich auch mit Centaur nicht beantworten. Ein Indiz, dass es nicht ganz so einfach sein könnte, dürften Social-Media-Algorithmen sein, die das ja auch gerne wollen. Denn auch wenn sie manchmal unheimlich präzise sind und genau in dem Moment ein Italian-Brainrot-Video anzeigen, in dem man mit der besten Freundin darüber gesprochen hat, so spielen sie einem (meiner Erfahrung nach) auch unfassbar viel Schrott ein, an dem man einfach vorbeiscrollt.
Das können Sie ausprobieren: Adobe Firefly
Adobe ist eines der wenigen Unternehmen, das es geschafft hat, einen Produktnamen gleich für ein ganzes Genre zu etablieren: Photoshoppen steht als Synonym für digitale Bildbearbeitung sogar im Duden. Doch wer braucht noch Photoshop, wenn es generative künstliche Intelligenz gibt und man sich an jeder Ecke im Netz so lange ein Bild generieren lassen kann, bis man zufrieden mit dem Ergebnis ist?
Mit Firefly versucht Adobe, in der KI-Welt mitzuhalten. Das Programm basiert auf einem eigenen KI-Modell und wird ergänzt durch prominente Modelle von Google und OpenAI. Mit dem Tool kann man per Texteingabe nicht nur Bilder, Videos oder Audio erstellen, sondern auch bearbeiten.
Seit Juni gibt es Firefly auch als App. Die ist recht gut gemacht: Man erhält für jeden Prompt vier verschiedene Vorschläge. Jedes der Bilder lässt sich direkt bearbeiten. Bei der Zeichnung einer Hummel im Manga-Stil zum Beispiel ist der Hintergrund mit einem Klick ausgetauscht, die App schlägt gleich mehrere neue Hintergründe vor. Für Kreative auch interessant: Es lassen sich ähnliche Bilder im gleichen Stil generieren.
Die Qualität hängt allerdings stark vom gewünschten Motiv ab. Eine Hummel auf einer Sonnenblume ist kein Problem, das gelingt in hochauflösender Qualität. In den Bildern einer Frau mit Pferd und Affen vor einem Haus dagegen ist das Gesicht des Menschen als auch die Tierköpfe teils Pixelbrei. Auf einem Bild ist gar nur ein Kleidzipfel statt der Frau zu sehen. Keines der Motive wäre direkt nutzbar. (Laut Prompt sollte das Bild übrigens eigentlich Pippi Langstrumpf mit Kleiner Onkel und Herrn Nilsson zeigen, aber zumindest in diesem Fall scheint Adobe sein Versprechen zu halten, kein urheberrechtsgeschütztes Material als Grundlage für seine KI-Werke zu verwenden.)
Wie bei vielen KI-Anwendungen sind die ersten generierten Bilder kostenlos, auch Premiumfunktionen wie Videos kann man ausprobieren. Danach kostet die Standardversion elf Euro im Monat, die Pro-Version 33 Euro. Für die Premiumvariante zahlt man üppige 220 Euro im Monat. Leider kennt man solche Summen mittlerweile auch von anderen Programmen.