
Crucial P510 SSD im Test: Mit Micron G9 ist der E31T langsamer als mit Kioxia BiCS8
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Was leistet der effiziente E31T-Controller von Phison, wenn er mit Microns jüngstem G9-TLC-NAND kombiniert wird? Diese Frage beantwortet der Test der Crucial P510 SSD, die die Lücke zwischen den PCIe-4.0-Flaggschiffen und dem High-End mit PCIe 5.0 schließen soll.
Crucial P510 im Überblick
Die Crucial P510 wurde von Micron gemeinsam mit Phison zur CES 2025 vorgestellt. Sie ist die erste SSD, die den neuen E31T-Controller von Phison mit Microns neuem G9-TLC-NAND mit 276 Layern kombiniert. Die P510 soll sequenzielle Durchsatzraten von 11.000 MB/s lesend und 9.500 MB/s schreibend erreichen, sitzt also von der Leistung her zwischen den High-End-Modellen mit PCIe 4.0 (~ 7.000 MB/s) und PCIe 5.0 (~14.000 MB/s).
Im Test erweist sich auch diese Mischung als effizient, liegt bei der Leistung aber leicht hinter anderen Modellen mit Phison E31T und deutlich dichter an den PCIe-4.0-Flaggschiffen als dem Spitzenfeld mit PCIe 5.0.
Test (-muster) mit Verspätung
Erste Testberichte sollten ursprünglich bereits Anfang April erscheinen, doch kam es aufgrund globaler Lieferprobleme beim Versand der Testmuster zu Verzögerungen. Das betraf auch ComputerBase, sodass das Testmuster erst wesentlich später eingetroffen ist. Der Zeitpunkt war aufgrund anderer Termine ungünstig, sodass der Test erst jetzt erfolgt.
Das Testmuster im Detail
Auf der einseitig bestückten M.2-Platine mit 80 mm Länge sitzen Controller und Speicherchips, einen DRAM-Cache gibt es nicht. Der E31T-Controller von Phison kann stattdessen die NVMe-Funktion Host Memory Buffer (HMB) nutzen, um einige Megabyte aus dem Arbeitsspeicher des Systems als Zwischenspeicher zu verwenden. Das genügt für die meisten Alltagsaufgaben völlig.
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Beim NAND-Flash handelt es sich um Microns TLC-Speicher der G9-Generation mit 276 Layern und 1 Tbit Speicherkapazität pro Die. Das ist ein Unterschied zu den ersten SSDs mit dem E31T: Die Corsair MP700 Elite (Test) nutzt nämlich den BiCS8-TLC-NAND von Kioxia. Der Test der Crucial P510 zieht somit auch einen Vergleich zwischen den Speichertypen, allerdings spielt immer auch die jeweilige Firmware eine Rolle.
Garantie und TBW im Vergleich
Bei üblichen fünf Jahren Garantie erlischt selbige nach Überschreiten einer vom Hersteller festgelegten Schreibmenge vorzeitig: die „Total Bytes Written“ (TBW). Bei der Crucial P510 mit 1 TB liegt diese bei typischen 600 TB für SSDs mit TLC-Speicher.
Preise und Eckdaten im Überblick
Zur Stunde ist die Crucial P510 in der getesteten Version ohne Kühlkörper zu Preisen von rund 110 Euro (1 TB) und 180 Euro (2 TB) erhältlich. Für etwa 10 Euro Aufpreis gibt es die Variante mit Kühler.
PCIe 5.0 vs. PCIe 3.0/4.0 und SATA im neuen Testsystem
Die Probanden müssen im Test gegen die High-End-Konkurrenz mit PCIe 5.0 wie die SanDisk WD_Black SN8100 (Test) und die Samsung 9100 Pro (Test) sowie die Flaggschiffe der PCIe-4.0-Generation in Form der WD_Black SN850X (Test) und der Samsung 990 Pro (Test) antreten. Auch ein Vergleich mit SSDs der langsameren Sorte auf Basis von PCIe 3.0 und SATA sowie mit externen Modellen wird gezogen.
Der Wechsel auf PCIe 5.0 seitens der SSDs machte auch einen Wechsel des Testsystems von ComputerBase nötig. Die Wahl fiel auf AMDs aktuelle AM5-Plattform mit einem B650E-Mainboard von Asus und dem mit 65 Watt TDP antretenden 12-Kern-Prozessor Ryzen 9 7900 (Test). Der primäre M.2-Slot des Mainboards erhält PCIe 5.0 x4 direkt über die CPU. Beim Betriebssystem fand ein Umstieg auf Windows 11 statt.
Nachfolgend werden die ab jetzt für SSD-Tests verwendete Hard- und Software aufgelistet.
- Windows 11 Pro 22H2 22621.1413
- AMD Ryzen 9 7900
- Asus B650E-F Strix Gaming Wifi
- DDR5-5200, 38-38-38-84
- AMD-Chipsatztreiber 5.02.19.2221
- GeForce RTX 2080 Ti mit GeForce-Treiber 531.29
- GeForce RTX 3080 Ti mit GeForce-Treiber 552.22 (Zusatztest Direct Storage)
- SoftPerfect RAMdisk 4.4
- Asus BIOS 1222
Die Angabe und die dauerhafte Verwendung der konkreten Version von Windows 11 sind entscheidend, denn Microsoft hat zuletzt verstärkt an der Datenträger-Leistung im Explorer gearbeitet. So erzielt die neue Plattform beim Kopieren aus der RAM-Disk auf eine sehr schnelle SSD über 6,0 GB/s, wo die alte Plattform mit denselben SSDs bei unter 2,5 GB/s an eine Grenze stieß. Auch das Kopieren auf der SSD ist mit dem neuen System und insbesondere dem aktuelleren Windows viel schneller. Die letzten inkrementellen Updates für Windows 11 22H2 brachten dabei noch mal einen deutlichen Schub gegenüber der ersten Hauptversion aus dem 4. Quartal 2022 – mit der lag das Limit im Explorer noch bei knapp unter 4,0 GB/s.
Testergebnisse und Benchmarks
Das Testmuster wurde für die nachfolgenden Tests, sofern nicht anders vermerkt, unter dem SSD-Kühler des Asus ROG Strix B650E-F Wifi mit darüber blasendem 120-mm-Lüfter getestet.
Schreibleistung (SLC-Modus)
Wie ausdauernd der SLC-Modus ausfällt, testet ComputerBase wie folgt: Eine komprimierte RAR-Datei mit 10 GB Größe wird aus einer RAM-Disk mit fortlaufender Nummer in der Dateibezeichnung so oft ohne Pause auf die leere Test-SSD geschrieben, bis die Kapazitätsgrenze erreicht ist (grün). Für jeden Kopiervorgang wird die erreichte Transferrate protokolliert. Direkt nach dem letzten Transfer werden 50 Prozent der erstellten Dateien gelöscht. Im Anschluss wird der SSD für die interne Speicherverwaltung eine halbe Stunde Ruhe gegönnt. Dann wird sie abermals mit den RAR-Dateien vollgeschrieben (gelb). Der Test soll die Abhängigkeit des SLC-Modus vom Füllgrad der SSD ermitteln beziehungsweise aufzeigen, ob der einmal genutzte SLC-Modus sich nach Ruhephasen erholt.
Rund 70 GB SLC-Cache stehen für schnelle Schreibtransfers zur Verfügung, sofern die SSD leer ist, bei 50 Prozent Füllstand ist der Zwischenspeicher entsprechend nur noch halb so groß. Er richtet sich also dynamisch nach dem freien Speicherplatz. Dass alle Zellen zunächst im SLC-Modus beschrieben werden, ist hier also nicht der Fall.
Ungewöhnlich ist das Verhalten, sobald der Cache erschöpft ist. Dann fällt die Schreibrate zunächst rapide auf das Minimum ab, um sich im späteren Verlauf wieder zu erholen. Meist ist der Verlauf jedoch genau andersherum. Andere Modelle mit Phison E31T zeigen ein ganz anderes Verhalten. Das beweist aber auch, dass Crucial auf eine eigene Firmware setzt.
- Schwarz/Weiß: NVMe-SSDs (PCI Express 5.0, M.2)
- Rot: NVMe-SSDs (PCI Express 4.0, M.2)
- Blau: NVMe-SSDs (PCI Express 3.0, M.2)
- Grün: Externe SSDs (USB, Thunderbolt)
- Gelb: SATA-SSDs (2,5 Zoll)
Hinweis: Über die Schaltfläche oben rechts im Diagramm (+...Einträge) lassen sich weitere Ergebnisse einblenden, die zur besseren Übersicht zunächst versteckt sind.
Leseleistung
Zur Überprüfung der praktischen Leseleistung wird der Installationsordner des Spiels Shadow of the Tomb Raider (SotTR, 32 GB) auf das Testmuster kopiert und anschließend in die RAM-Disk gelesen. Das Gegenstück sollte in diesem Fall also erneut keinen Flaschenhals darstellen. Dies geschieht einmal mit völlig leerem Laufwerk und einmal praxisnah mit 80 Prozent Füllstand. Der Testlauf im leeren Zustand erfolgt 30 Minuten nach der Formatierung. Der Testlauf bei 80 Prozent wird auf dem zuerst zu 100 Prozent und dann ausgehend von 50 Prozent vollgeschriebenen Laufwerk durchgeführt, auf dem 20 Prozent gelöscht und dann 30 Minuten Pause eingelegt wurden.
Rund 4.000 MB/s schaffen viele aktuelle NVMe-SSDs und auch jene mit PCIe 4.0. In der Liga der PCIe-5.0-SSDs sind die 3.900 MB/s der Crucial P510 fast ganz unten anzusiedeln. Nur die Samsung 990 Evo (Plus) liegt mit halbiertem Interface (PCIe 5.0 x2 = PCIe 4.0 x4) noch darunter. Bei 80 Prozent Füllstand bricht die Leistung der P510 aber nicht ein, sodass die Platzierung am Ende besser ist und die Leserate auf Augenhöhe mit den anderen Modellen mit Phison E31T liegt.
Kopierleistung
Als Kopiertest (Lesen + Schreiben) hat die Redaktion einen 195 GB großen Steam-Ordner mit fünf installierten Spielen auf der SSD dupliziert. Dies geschieht einmal mit völlig leerem Laufwerk und einmal praxisnah mit 80 Prozent Füllstand. Der Testlauf im leeren Zustand erfolgt 30 Minuten nach der Formatierung. Der Testlauf bei 80 Prozent wird auf dem zuerst zu 100 Prozent und dann ausgehend von 50 Prozent vollgeschriebenen Laufwerk durchgeführt, auf dem 20 Prozent gelöscht und dann 30 Minuten Pause eingelegt wurden.
Dass das Testmuster nur 1 TB Speicher besitzt, ist ein Nachteil bei Schreibtests und auch beim Kopiervorgang. Dennoch ist das Resultat von weniger als 1.000 MB/s als schlecht zu bewerten. Selbst eine ältere WD Blue SN580 mit PCIe 4.0 und ebenfalls nur 1 TB kommt hier auf fast die doppelte Leistung. Ein Test mit 80 Prozent Füllstand entfällt für beide, da schlicht zu wenig Platz für die Testdaten ist.
Gaming-Leistung
Im ersten Teil wird fortan der DirectStorage-Benchmark (Avocados) stellvertretend für das Spiel Forspoken genutzt, da letzteres durch regelmäßige neue Versionen Probleme bei der Vergleichbarkeit machte. Im zweiten Teil wird der auf die Gaming-Leistung von Massenspeichern ausgerichtete 3DMark Storage verwendet.
Ein gutes Ergebnis von 26,1 GB/s Durchsatz kann in der BulkLoadDemo (Avocados) von Microsoft erreicht werden, die mit DirectStorage-API als Maßstab für künftige Spiele gilt. Selbst so manches Modell mit Phison E26 wird geschlagen. Zur Crucial P310 (Test) mit PCIe 4.0 liegt der Vorsprung bei immerhin 9 Prozent.
Nicht gerade rosig sind die 3.300 Punkte im 3DMark Storage, denn andere SSDs mit dem Phison E31T zeigen, dass locker zehn Prozent mehr Punkte möglich sind. Ein Beispiel ist die Kioxia Exceria G4 (Test). Somit gibt es in diesem Test keinen Vorsprung zu den PCIe-4.0-Flaggschiffen.
Office-Leistung
Der Quick System Drive Benchmark des PCMark 10 soll leichtere Aufgaben im Alltag widerspiegeln. Das Szenario reicht vom Schreiben, Lesen und Duplizieren von Bilddateien über die Anwendung von Adobe Illustrator und Photoshop bis Microsoft Excel.
Letztlich muss sich die Crucial P510 auch im PCMark10 bei simulierter Anwendungslast eher mit den schnellsten PCIe-4.0-SSDs als mit der PCIe-5.0-Spitzenklasse messen.
Theoretische Leistung
Der CrystalDiskMark hat sich quasi zum Standard-Benchmark der Branche gemausert und dient auch den SSD-Herstellern zur Ermittlung der beworbenen Leistungswerte. Wenig praxisnah, wird der Test an dieser Stelle zur Überprüfung der theoretischen Spitzenleistung verwendet.
Die 11.000 MB/s beim sequenziellen Lesen werden erfüllt. Die 80,8 MB/s beim wahlfreien Lesen sind ein gutes Resultat, doch hier erweisen sich andere Modelle mit dem gleichen Controller erneut schneller. Liegt es am Ende doch am Micron-Speicher?
Beim sequenziellen Schreiben hat die P510 aber die Nase vorn und schafft 9.500 MB/s, während die E31T-Konkurrenz trotz doppelter Speichermenge bei rund 8.700 MB/s Schluss macht.
Leistungsaufnahme
Im Vergleich der vier Kandidaten mit dem gleichen Controller (Phison E31T) fällt direkt auf, dass einer aus der Reihe tanzt. Und das ist die Crucial P510, die mit bis zu 7 Watt unter Last etwa 1 Watt mehr benötigt. Denkbar ist, dass für ein Quäntchen mehr Leistung (im CrystalDiskMark) der Controller mit höherem Takt betrieben wird, aber auch der Micron-Speicher kann mehr Energie verlangen als das Pendant von Kioxia.
Die vorherigen Tests haben gezeigt, dass die Crucial P510 in der Praxis eher einen Tick langsamer als die Controller-Verwandtschaft agiert. Dass sie dafür mehr Energie benötigt, macht sie weniger effizient.
Tipp: Die Schaltflächen unter dem Diagramm helfen, den Überblick zu behalten. Weitere Modelle stehen dort zur Auswahl.
Temperaturen
Stolze 80 °C werden ohne jeglichen Kühlereinsatz erreicht. Mit dem Mainboard-Kühler und einem Lüfter bleibt das Maximum unterhalb von 60 °C. Eine Drosselung der Leistung ist aber selbst ohne Kühler nicht zu erkennen. Der Verlauf ist zwar etwas anders, doch keineswegs schlechter als bei guter Kühlung.
Fazit
Im Wettstreit mit anderen SSDs der Fraktion „PCIe 5.0 light“ mit dem effizienten E31T-Controller von Phison landet die Crucial P510 auf dem letzten Platz. In den meisten Tests ist sie schlicht einen Tick langsamer, benötigt dabei aber mehr elektrische Leistung (nur um im CrystalDiskMark zu glänzen?). Dass Crucial nur ein Muster mit 1 TB bereitgestellt hat, während die Konkurrenten Kioxia Exceria Plus G4 (Test) und Corsair MP700 Elite (Test) mit 2 TB antraten, ist zwar ein potenzieller Nachteil in schreiblastigen Szenarien, erklärt den Abstand im Gros der Tests aber nicht.
Letztlich macht entweder die Firmware-Abstimmung bei Crucial oder aber der andere Speicher (Micron G9 statt Kioxia BiCS8) den Unterschied – am Ende kann es auch beides sein.
Waren die genannten Konkurrenten zumindest noch einen Tick schneller als die schnellsten PCIe-4.0-SSDs, ist die Crucial P510 nur noch mit diesen auf Augenhöhe. Da sie aber teurer ist als letztere, fehlt es ihr aktuell einfach an überzeugenden Argumenten.
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ComputerBase hat die Crucial P510 SSD leihweise von Crucial zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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